Coaching ist ein interaktiver, personenzentrierter, individueller Beratungsprozess auf freiwilliger Basis für Menschen mit Führungs- und Managementaufgaben und findet nach aktuellen Umfragen zu 85 Prozent in sogenannten Präsenzmeetings statt. Digitale Medien werden in maximal acht Prozent aller Coachings genutzt. Auch ich kann diese Zahlen für meine eigene Arbeit als Coach im Großen und Ganzen bestätigen. Trotz allem entwickelt sich die Welt weiter und der Trend zur Digitalisierung ist nirgendwo mehr aufzuhalten.
So beschäftige ich mich als Coach natürlich auch mit diesem Thema, das in der Fachwelt unter dem Begriff des „Virtuellen Coachings“ zusammengefasst ist.
Offen sein für die digitale Entwicklung
Meiner Meinung nach ist das Präsenz-Coaching nach wie vor die effektivste Form des Coachings, da ich als Coach mein Gegenüber ganzheitlich wahrnehmen kann. Und ich bin nicht von irgendwelchen Medien abgelenkt. Allerdings haben Führungskräfte heute immer weniger Freiräume und müssen schnell Entscheidungen treffen, damit Veränderungen vorangebracht werden. Nicht immer kann sich eine Führungskraft zwei bis drei Stunden aus ihrem Arbeitsalltag herausnehmen. Hier kann die Digitalisierung im Coaching helfen. Eine ausführliche E-Mail, die zeit- und raumunabhängig beantwortet werden kann. Ein kurzfristig anberaumtes Live-Video-Coaching über eine sichere Datenleitung und der Austausch von Informationen über professionelle Tools im Netz helfen den Führungskräften dann, wenn es um weniger persönliche und hoch emotionale Themen geht. Auch eine Begleitung der Führungskraft, die international tätig ist, kann gewährleistet werden, so dass der Kunde nicht auf seinen Coach verzichten muss. Meine weiteste Live-Schaltung bis heute ging beispielsweise nach Peking.
Persönlicher und betriebswirtschaftlicher Nutzen
Ich glaube, dass Unternehmen, die zunehmend in Digitalisierung investieren, auch bei ihren Dienstleistern entsprechende Entwicklungen erwarten. Welche Vorteile hat „virtuelles Coaching“?
- Es ist unabhängig von Zeit und Raum
- es ist sehr variabel in der Geschwindigkeit, da je nach Bedarf schnell reagiert werden, z.B. durch ein kurzfristiges Video-Coaching oder der Zeitdruck rausgenommen werden kann durch die Beantwortung von Fragen per E-Mail.
- es bietet eine hohe Flexibilität
- es ist eine gute Ergänzung zum Präsenz-Coaching, da unterschiedliche Tools wie Visualisierung, Originaltöne, computergestützte Übungen bis hin zu vereinbarten Aufzeichnungen von Coachings möglich sind
Eine parallele Entwicklung des virtuellen Coachings zur Digitalisierungswelle in den Unternehmen ist hilfreich und unterstützt junge, technikaffine Führungskräfte in der Nutzung ihrer gewohnten Geräte. Sei es E-Learning, Social Media oder virtuelle Konferenzen: Die junge Generation ist mit den Programmen, Tools und Geräten bestens vertraut und Computer, Smartphone und Tablet sind die Hauptinstrumente ihrer Kommunikation und des Lernens. Virtuelle Coachings sind somit ein ideales Werkzeug für diese Zielgruppe.
Auch der betriebswirtschaftliche Aspekt ist zu beachten. Durch den Wegfall von Reisekosten und Anreisezeiten sowie durch eine effizientere Arbeitsgestaltung der Führungskräfte entsteht für beide Seiten ein betriebswirtschaftlicher Vorteil.
Wichtig ist, dass der Coach gut auf diese digitalen Entwicklungen vorbereitet ist, nicht nur in technischer Hinsicht. Ihm muss bewusst sein, dass er eine andere Wahrnehmung hat als in einem Präsenz-Coaching und seine Expertise in diesem Bereich erweitert. Auch das Thema Datensicherheit ist dem Kunden plausibel zu erklären. Alles in allem ist mein Fazit, dass auch im Coaching die Digitalisierung Vorteile bringt und der Nutzen für den Kunden wie auch für den Coach gegeben ist. Grundlage dafür ist eine individuelle Abstimmung der Medien und Tools in Absprache mit dem Kunden auf den Coaching-Prozess. Trotzdem wird meiner Meinung nach das „virtuelle Coaching“ immer eine Ergänzung zum Präsenz-Coaching bleiben. Übrigens empfinden das auch viele meiner Kunden so. Und wie sehen Sie das?